Wolfgang Welt Ausstellung
Wolfgang Welt lebte von 1952 – 2016 in Langendreer. Mitte der 70er Jahre stand sein Entschluss fest, er wollte Schriftsteller werden. Doch worüber sollte er schreiben? Er entschloss sich, über das eigene Leben zu berichten, und zwar radikal subjektiv. Die rastlose Arbeit als Musikjournalist steht ebenso im Mittelpunkt seiner Romane wie die Erkrankung an einer schizophrenen Psychose. 1986 erschien sein erster Roman, „Peggy Sue“, es folgte „Der Tick“ (2001). 2006 erreicht Welt sein »Lebensziel«: Suhrkamp veröffentlicht die Werksammlung „Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe“ – Willi Winkler erklärt ihn zum »größten Erzähler des Ruhrgebiets«.
Über all die Jahre hat die Langendreerer Dorfpostille sein Leben und seine Werke begleitet. Peter Handke, einer seiner Förderer, sieht in Welts lakonisch-lässiger Prosa »eine grundandere Art von Geschichtsschreibung«. Die Ausstellung lädt dazu ein, Wolfgang Welt kennenzulernen, zugleich bietet sie Fans, Experten und Bewohnern des Bochumer Ostens zahlreiche Nachlassmaterialien, die nun auch in Langendreer gezeigt wurden. Welts Geschichten spielten hauptsächlich in Langendreer, die allermeisten Protagonisten werden namentlich genannt und erkennen sich in den Büchern wieder.
Die Ausstellung wurde erstmalig 2018 im Heinrich-Heine-Institut (Düsseldorf) gezeigt. 2019 ist sie in Welts Heimatstadt angekommen.Vom 19. Juni bis zum 27. Juli 2019 standen die Türen der Lutherkirche in Langendreer an jedem Freitag und Samstag von 15:00 Uhr bis 19:00 Uhr offen. Neben der Ausstellung bestand die Möglichkeit, sich austauschen, Geschichten und Anekdoten zu sammeln, die anschließend archiviert wurden.
Seine ersten Bücher:
Die aktuellen Bücher:
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Aus kleinen Verhältnissen stammend und mit einem abgebrochenen Studium im Gepäck gerät Wolfgang Welt als Musikjournalist Anfang der achtziger Jahre in die Pop-Maschinerie. New Wave, Neue Deutsche Welle, Marabo, Sounds, Musik Express, Rockpalast, Herbert Grönemeyer, Dallas, Frauengeschichten, DJ-Dasein und immer wieder Buddy Holly sind Begleiterscheinungen einer kurzen, steilen Szenekarriere. Sie endet im Wahnsinn. Welt wird verhaftet und in die Psychiatrie gesteckt. Wieder halbwegs normal, schreibt er in großen Abständen drei autobiographische Romane, die hier vereint vorgelegt werden, der dritte als Erstveröffentlichung. Peggy Sue, erschienen zuerst 1986 im Konkret Literatur Verlag, kam 1997 erweitert und mit einem Vorwort von Leander Haußmann als Taschenbuch heraus. Der Tick wurde 2001 veröffentlicht. Der Tunnel am Ende des Lichts ist eine Erstveröffentlichung |
»Doris hilft« steht an einer Wand der Bochumer Uni, an der Wolfgang Welt in seinem Wahn vorbeiläuft. Doris, so hieß doch die Bedienung in seinem Stammlokal, die er geliebt hatte – Doris hilft ist der vierte Roman, den Welt seinem Leben als Autor, Biertrinker, Dauersohn und Nachtwächter auf der Bochumer Wilhelmshöhe und in deren Umgebung widmet. Lauter Nachrichten aus der Wirklichkeit (um 1990), aber es braucht jemanden wie Welt, den »größten Erzähler des Ruhrgebiets« (Willi Winkler), der sie uns aufgreift, »anleuchtet«, sichtbar macht. Im Anhang: »Bob Dylan & Buddy Holly. Kein Vergleich«, einer der besten Artikel des Musikjournalisten Wolfgang Welt aus dem Jahr 1991. |
In seinen Romanen beschäftigt sich Welt auf vielfältige Weise mit dem Ruhrgebiet und dessen Kultur. Ausdrucksmittel des Autors ist seine schnörkellose Tagebuchprosa als eigenwillige Spielart der Popkultur. Das Werk von Wolfgang Welt wird dem Genre der Untergrund- und Popliteratur zugeordnet. |
Wolfgang Welt war ein furioser Rock- und Popschreiber. Seine meinungsstarken, radikalsubjektiven Kritiken, Konzertberichte und Storys wirbeln die Szene der frühen 80er Jahre ordentlich durcheinander. |
Als Wolfgang Welt Anfang der 70er Jahre die Bücher von Peter Handke, Franz Kafka und Hesses »Steppenwolf« liest, ist alles klar: Er will Schriftsteller werden – unbedingt. Welt beginnt mit Rezensionen und Porträts, über die Hermann Lenz sagt: »Da gibt’s keinen lahmen oder gleichgültigen Satz«. 1981 entsteht im automatic-writing-Verfahren der erste Prosatext, »Buddy Holly auf der Wilhelmshöhe«. Der Titel umfasst zwei zentrale Pole seines Schreibens: Musik und Leben. Sein persönliches Leben macht Wolfgang Welt zu Literatur. In »Einmal Tchibo und zurück«, »Der Tele-Fick«, »Das dritte Ei« oder dem unvollendet gebliebenen Roman »Die Pannschüppe«. Wie diese Geschichten klingen? Ihr Sound ist unverwechselbar, lakonisch-lässig, immer geradeaus. Zwischen den Zeilen: staubtrockener Humor. ISBN 978-3-945715-81-9 |
Zur Ausstellung erschien eine Sonderausgabe der Dorfpostille.
Weiterführende Seiten:
Deutschlandfunk Kultur Die lange Nacht über Wolfgang Welt (Sendungs-Skript)
Glanz & Elend - Der wunderbare Universaldilettant
WORTWORTWORT-Festival
Wolfgang Welt - Schreiben aus einer zerrissenen Stadt
Bei “Wolfgang Welt - Schreiben aus einer zerrissenen Stadt” ist der Sprechchor die zentrale künstlerische Form, durch die sowohl die kollektive als auch die individuelle Geschichte im Werk des Bochumer Schriftstellers Wolfgang Welt neu inszeniert wird. Diese digitale Produktion (Regie: Gotthard Lange, Textfassung: Sabine Reich) ist eine Uraufführung.
Warum hat Wolfgang Welt nicht den Peter-Weiss-Preis erhalten?
Frank Goosen und Martin Willems im Gespräch mit Sabine Reich. Ein Gespräch über den Autor, die Achtzigerjahre, über Solidarität, Radikalität und welche Welten wir in Wolfgang Welts Texten entdecken können. Auch wenn wir die Musiker, über die er spricht, nicht mehr kennen.
Bei WORTWORTWORT, dem ersten digitalen Wortfestival.