Ümminger Kirchhof
Ein historisches Kleinod
ist der Kirchhof des alten Ümminger Bauernkirchleins, das schon im Hochmittelalter existierte und vom 14. bis 19. Jahrhundert Mittelpunkt eines Kirchspiels war, zu dem Ümmingen, Laer und Querenburg gehörten. Die kleine Kirche wurde 1895 abgebrochen, aber ihre Grundmauern blieben im Boden, ebenso einige Epitaphe, und zahlreiche Grabsteine des 17. und 18. Jahrhunderts, die das Gotteshaus umgaben, sind damals stehen geblieben. Anfang der 1960er Jahre ist die zwischenzeitlich stark verwilderte Anlage instandgesetzt worden. Die Grabstelen und Epitaphe wurden restauriert, die Fundamente des Kirchleins freigelegt, verfestigt und zwischen ihnen Kiesel aufgebracht.
Auf diese Weise ist das alte Bauernkirchlein samt Turm und Pfeiler im Grundriss wieder sichtbar geworden. Zusammen mit den historischen Grabsteinen aus der Barockzeit bot sich ein Bild des früheren Kirchhofs. Obwohl nach erneuter Verwahrlosung im Jahre 1987 ein zweites Mal aufwändig instandgesetzt, macht vor allem das Kirchenareal wieder einen stark verwahrlosten Eindruck. Die Grundmauern des alten Kirchleins sind durch Witterungseinfluss verfallen, das „Kircheninnere“ ist stark von Unkraut überwuchert und das Mauerwerk von Moos. Die Konturen der Kirche lassen sich nur noch erraten. Wenn nichts geschieht, ist das historische Kleinod bald ein solches gewesen.
Warum die Ümminger Anlage erhalten werden muss
• Die Kirche von Ümmingen war eine von vier mittelalterlichen Dorfkirchen im heutigen Bochumer Raum. Ihre Grundmauern und der Kirchhof mit 71 Grabsteinen an authentischer Stelle sind von stadthistorischer Bedeutung für ganz Bochum, insbesondere aber für Langendreer, Ümmingen, Laer und Querenburg.
• Der ehemalige Ümminger Kirchhof ist einer von drei übrig gebliebenen Kirchhöfen des westfälischen Ruhrgebiets aus der Barockzeit und einer von wenigen in ganz Westfalen. Er ist auch überregional von kunstgeschichtlicher und volkskundlicher Bedeutung.
• Die Anlage dokumentiert mittelalterliche und frühneuzeitliche Kirchengeschichte der Region. Die Rudimente der Kirche und der um 1620 entstandene Kirchhof sind Erinnerungsorte der Einführung der Reformation.
Was konkret geschehen muss
• Die Kirche muss durch Entfernung des Unkrauts, Restaurierung der Fundamentmauern und einen neuen Belag wieder sichtbar gemacht werden, die Oberkante der Fundamente eine Isolierung erhalten. (Das Kirchenareal völlig zuwachsen zu lassen, nähme der Anlage ihre bauliche und spirituelle Mitte.)
• Ein paar zerbrochene oder beschädigte Grabsteine bedürfen der Reparatur, andere der Säuberung, doch eine generelle Restaurierung aller Steine ist nicht nötig. Die bisherige Bank, die verrottet ist und deshalb schon lange nicht mehr zum Sitzen und Betrachten der Anlage eingeladen hat, muss erneuert werden.
• Am Rande der Anlage soll eine kleine Info-Ecke mit der neuen Bank zum Verweilen und zwei Informationstafeln entstehen, auf denen die Geschichte der Kirche und ihres Kirchhofs in Schrift und Bild dargestellt sind.
Aus der Beurteilung der Zeitschrift „Denkmalpflege in Westfalen-Lippe“ Nach einer Darstellung der Bedeutung der Anlage und der früheren denkmalpflegerischen Maßnahmen kommt das Fachblatt zu dem Ergebnis:
„….. bietet sich auch heute wieder ein Bild der Vernachlässigung beim Blick auf diese für Bochum und auch das umliegende östliche Ruhrgebiet bedeutende Friedhofsanlage, die eines der wenigen Ensembles von Grabmalen der Alltagskultur vor dem 19. Jahrhundert ist und deren Gestaltung und Inschriften für volkskundliche Forschungen von großem Interesse sind. (…) Die besondere Bedeutung dieser Anlage als Kirchhof ist aber nur verständlich, wenn man die Anordnung der Grabsteine um den Kirchengrundriss erkennt. Ansonsten bleibt es eine Sammlung von Stelen, die scheinbar wahllos um eine Grasfläche stehen. Bedenkt man die Aufwendungen, die vor 50 und 30 Jahren für die Wiederherstellung der Anlage gemacht wurden, kann der schlechte Zustand auf Grund von mangelnder Pflege kaum akzeptiert werden.....“
Dipl. Ing. Saskia Schöfer:
„Denkmalgeschützt – Instandgesetzt – Vergessen? Der alte Kirchhof in Bochum-Ümmingen“, aus: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, Heft 1/2017
Aufruf zur Realisierung
Wir bitten alle Institutionen von Stadt, Kirche und Gesellschaft, die aufgrund ihrer Funktion oder Zuständigkeit Verantwortung für die Erhaltung der Anlage haben, sich an der Realisierung des Projektes zu beteiligen. Mitbürger, die an der Erhaltung von Zeugnissen der Ortsgeschichte interessiert sind, bitten wir um ideelle Unterstützung, aber auch um tätige Mitarbeit bei der Säuberung von Moosbefall und Unkrautbewuchs. Sie soll gemeinschaftlich an einigen Samstagvormittagen im Mai erfolgen.
Wir bitten um Beiträge zur Finanzierung der fachgebundenen Sanierungsarbeiten und der Informationstafeln durch Überweisung an: Kortum-Gesellschaft e.V., Stadtsparkasse Bochum IBAN: DE25 4305 0001 0001 3597 77, Stichwort „Kirchhof Ümmingen“.
Durch diese Aktion soll ein Stück sichtbarer Geschichte unserer Stadt erhalten bleiben und angesichts der reformationsgeschichtlichen Bedeutung der Anlage auch ein praktischer Beitrag zum Lutherjahr 2017 geleistet werden. Initiative zur Erhaltung des Ümminger Kirchhofs
Gründungsmitglieder der Initiative zur Erhaltung des Ümminger Kirchhofs
Kortum-Gesellschaft-Bochum e.V. - Vereinigung für Heimatkunde, Stadtgeschichte und Denkmalschutz Dr. Hans Hanke, Dr. Marco Rudzinski
Verkehrs- und Geschichtsverein Langendreer/Werne e.V. Rolf Hiby, Peter Kracht
„Langendreer hat’s!“ e.V., Karsten Höser, Frank-Dagobert Müller
Klaus Bielfeld, Steinbildhauermeister / Dr. Hans-Hagen von Döhren / Dipl. Ing. Ulrike Frielinghaus / Pfarrer Wilfried Geldmacher / Els Kremer-Schäfer, Architekturbüro Kremer & Partner / Heide Kremer-Malmsheimer, Gartenarchitektin / Clemens Kreuzer / Pfarrer Arno Lohmann, Leiter der Ev. Stadtakademie / Jochen Malmsheimer, Kabarettist / Paul Wilfried Möller, Langendreerer Dorfpostille / Hans Wilhelm Ruland / Hans-Jürgen Schäfer, Rechtsanwalt / Dipl. Ing. Saskia Schöfer / Beatrix Schulte-Gimmerthal / Heinrich Schulte Uemmingen / Kathrin Schulte Uemmingen / Wolfgang Schulte Uemmingen / Rolf Paul Skierra / Reinhold u. Gordon Willma, Heimatmuseum Langendreer.
Öffentliche Führungen über den Ümminger Kirchhof mit einem Kurzvortrag zur Geschichte von Kirche und Kirchhof und Erläuterungen zu ausgewählten Grabsteinen und Epitaphen aus der Barockzeit finden an den Sonntagen 30. April, 14. Mai und 21. Mai um 11 Uhr (bei trockenem Wetter) statt.
Treffpunkt: Eingang des Ümminger Friedhofs, Auf dem Rüggen/Ecke Alte Ümminger Straße. (Eine Sammelbüchse für
Beiträge zur Finanzierung der Aktion wird abschließend herumgereicht, der nächste Termin der Säuberungsaktionen mitgeteilt.)
Für größere Gruppen und Vereine sind Sondertermine (auch an Werktagabenden) für Führungen möglich, ebenso Lichtbildervorträge in vereinseigenen Räumen (honorarfrei bei Überweisung einer Zweckspende an die Kortum-Gesellschaft).
Anschrift der Initiative:
Clemens Kreuzer, 44892 Bochum
Breite Hille 2a, Tel. 0234/287227
clemens.kreuzer@googlemail.com